Umfahrung Peilstein abgeschlossen: Verkehrsentlastung mit Rücksicht auf die Natur
Mit dem Abschluss des zweiten Bauabschnitts der Umfahrung Peilstein wurde ein zukunftsweisendes Infrastrukturprojekt im Mühlviertel fertiggestellt. Die neue Trasse entlastet den Ortskern vom Durchzugsverkehr und überzeugt zugleich durch vorbildliche ökologische Planung und Umsetzung. Mit der Umfahrung Peilstein wurde mehr als nur eine Straße gebaut – es wurde ein klares Zeichen gesetzt: Für nachhaltige Infrastruktur, für ökologische Verantwortung und für die Zukunft einer ganzen Region. Ein Projekt, das beweist, dass Fortschritt und Naturschutz Hand in Hand gehen können.
Bereits in der Planungsphase stand fest: Das Vorhaben wird in einem besonders sensiblen Gebiet umgesetzt – im Europaschutzgebiet „Böhmerwald und Mühltäler“ und im Hochwasserabflussbereich der Kleinen Mühl. Zwei kleinere Wasserläufe mussten verlegt oder gequert werden, strengste Anforderungen zum Schutz gefährdeter Arten mussten berücksichtigt werden. „Ein Novum dabei: Erstmals kam das „Ausgleichsflächenmodell“ der OÖ Ausgleichsmaßnahmenverordnung zum Einsatz. Dieses Modell sorgt für eine transparente und nachvollziehbare Berechnung von Ersatz- und Kompensationsflächen – ein Meilenstein für zukünftige Infrastrukturprojekte mit ökologischer Sensibilität.
Für die Landespolitik ist das Projekt ein Gewinn für die Region. Die Böhmerwaldstraße sei eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen im Mühlviertel. Die Umfahrung bringe, so Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer „mehr Sicherheit und entlastet die Menschen im Ort spürbar.“ Gerade in wirtschaftlich fordernden Zeiten sind solche Investitionen zukunftsweisend – für Verkehr, Natur und Region.“ Auch Infrastruktur-Landesrat Mag. Günther Steinkellner unterstreicht die Vorbildwirkung: „Die Umfahrung Peilstein zeigt, dass moderne Infrastrukturprojekte nicht im Widerspruch zur Natur stehen müssen. Es ist ein gelungenes Zusammenspiel von Verkehrsplanung, Ökologie und Lebensqualität.“
Schutzmaßnahmen lange vor dem ersten Spatenstich
Schon 2020 wurden sogenannte CEF-Maßnahmen (continuous ecological functionality) umgesetzt, um die Lebensräume geschützter Arten wie Amphibien frühzeitig zu sichern. Drei neue Laichgewässer wurden errichtet, Tiere durch Fachleute geborgen und umgesiedelt – ein aufwendiger, aber notwendiger Schritt, um die ökologische Kontinuität zu gewährleisten. Darüber hinaus mussten im gesamten Projektverlauf 72 naturschutzrechtliche und 100 wasserrechtliche Auflagen erfüllt werden. Diese betrafen unter anderem Artenschutzmaßnahmen, Bauabwicklung unter ökologischen Gesichtspunkten sowie die langfristige Pflege der Ausgleichsflächen.
Naturverträglicher Straßenbau als Leitprinzip
In beiden Bauabschnitten wurden insgesamt 12.000 m² Kompensationsflächen geschaffen und ökologisch aufgewertet. Die Marktgemeinde Peilstein übernimmt die Pflege der Flächen und sichert so den langfristigen Nutzen für Flora und Fauna. Besonders hervorzuheben ist die Renaturierung des Wäschbachls im Bereich des neu errichteten Kreisverkehrs: Auf einer Länge von etwa 100 Metern wurde der Bachlauf naturnah gestaltet, zusätzlich entstand ein 800 m² großer ökologischer Rückzugsraum.
Nachhaltige Bauweise und umsichtige Umsetzung
Die Bauzeit für den zweiten Abschnitt betrug rund 15 Monate. Die Zahlen belegen den Aufwand: 3.370 Rüttelstopfsäulen mit über 16 Kilometern Gesamtlänge zur Bodenverbesserung, über 22.000 Kubikmeter Dammschüttung und fast 9.000 m² Asphaltflächen wurden verarbeitet. Im Brückenbau kamen 43 Tonnen Stahlbewehrung und 625 m³ Beton zum Einsatz. Auch unterirdisch wurde gearbeitet: 2.200 Meter Rohr- und Kabelleitungen wurden verlegt. Wert gelegt wurde zudem auf naturnahe Baustellenführung: Wildblumen-Saatgut aus der Region, standortgerechte Gehölze, der Erhalt und Wiedereinbau von Totholz und Wurzelstöcken sowie eine permanente Umweltbaubegleitung prägten den Bauverlauf.