LINZ. Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FP) über die Kritik des designierten SP-Chefs Martin Winkler rund um die Donaubrücke Mauthausen. Im OÖN-Interview mit Julia Popovsky und Philipp Fellinger spricht der blaue Verkehrslandesrat Günther Steinkellner über die Bedeutung von Lokalbahnen, die Nibelungenbrücke und die Landtagswahl 2027.
OÖNachrichten: Mit welchen drei Worten würden Sie den roten Verkehrsminister Peter Hanke beschreiben?
Günther Steinkellner: Sympathisch. Wiener. Lösungsorientiert.
Im direkten Vergleich: Ist Ihnen Hanke lieber als seine grüne Vorgängerin Leonore Gewessler?
Ich habe mit Ministerin Gewessler beim öffentlichen Verkehr sehr gut zusammengearbeitet. Allerdings hatten wir insbesondere bei den Autobahnen Probleme.
Mit Hanke gibt es aktuell ein Thema rund um die Weiterführung der Hausruck- und Almtalbahn sowie den Nordteil der Mühlkreisbahn. Wo stehen wir in der Debatte?
Wir sind in guten Gesprächen. Morgen (Anm.: Dienstag) gibt es wieder einen Termin, dem kann ich nicht vorgreifen.
Auf dem nördlichen Streckenabschnitt der Mühlkreisbahn sind ab Rottenegg pro Tag 375 Fahrgäste unterwegs. Wäre da eine Busverbindung, wie sie das Ministerium vorschlägt, nicht ökonomisch sinnvoller?
Das ist zu kurzfristig gedacht. Es ist wichtig, die Mobilität der Zukunft vorauszudenken. Autonome Fahrzeuge werden die Menschen von den Siedlungsgebieten zu den Hauptachsen bringen, diese Fahrzeuge werden entweder on demand (Anm: auf Bestellung) oder im Linienbereich unterwegs sein. Damit das funktioniert, muss es aber Hauptachsen mit Schienen geben. In zehn Jahren werden wir 25 Prozent mehr Verkehr auf den Straßen haben. Und der Bus fährt, wo die Autos auch fahren. In dieser Region haben wir keine Chance, die Straße zu verbreitern. Deshalb brauchen wir die Schiene.
Die Mühlkreisbahn ist ein Herzstück der geplanten Regional-Stadtbahn. Gefährdet die Busdebatte die Wirkung des Projekts?
Allein die Durchbindung vom Mühlkreis- zum Hauptbahnhof ist ein epochaler Erfolg. Man sollte neben den Pendlern das touristische Potenzial des Böhmerwaldes sehen. Und dass die Johannes Kepler Universität noch nicht optimal angebunden ist, weiß jeder, der beim Hinfahren viel Zeit in der Straßenbahn verbringt. Gleichzeitig ist Gallneukirchen und Pregarten das größte Pendlereinzugsgebiet. Auch hier ist das Problem, dass die Straße Kapazitätsprobleme haben wird beziehungsweise bereits hat.
Wenn sich das Ministerium mit seinem Buswunsch durchsetzt, ist es also nur ein Wermutstropfen?
Bis 2029 gibt es einen Infrastrukturvertrag, bis 2033 einen Verkehrsdienstevertrag und damit einen Betrieb. Bei der Mühlkreisbahn gab es bereits unter Leonore Gewessler die Überlegung, dass die Schiene OÖ, sprich das Land Oberösterreich, diese Bahn von den ÖBB übernimmt. Genau diese Übernahme werden wir jetzt vertieft prüfen. Hier geht es um die Mitgift, also was wir finanziell vom Bund bei einer Übernahme bekommen. Wir brauchen eine Langfristperspektive. Wenn ich jetzt Bahnstrecken auflasse, besteht die Gefahr, dass sie nicht mehr wiederkommen. Deshalb kämpfe ich bis zum Endpunkt der Bahnstrecken für deren Erhaltung. Ich kann der Schiene keinen Vorwurf machen, wenn ich diese gleichzeitig mit Bussen kannibalisiere.
Diskutiert wird eine solche Übernahme schon lange.
Das eine ist die Diskussion, das andere ist das, was wir jetzt machen: nämlich eine ganz konzentrierte Vorbereitung, in der wir beispielsweise Schweizer Experten oder Stern & Hafferl als Betreiber von Privatbahnen einbeziehen.
Glauben Sie, dass der für 2028 geplante Baustart für den Linzer Abschnitt der Stadtbahn hält?
Der Termin steht, wir sind jetzt bei der Fertigstellung des Einreichprojektes für das Mittelstück zwischen Hauptbahnhof und Mühlkreisbahnhof. Die Übermittlung an die Behörden soll Ende nächsten Jahres erfolgen.
Und wo stehen die Planungen beim Abschnitt nach Gallneukirchen und Pregarten?
Hier sind wir im Vorprojekt, das soll im ersten Quartal 2027 fertig sein.
Machen wir einen Schwenk nach Mauthausen. 2028 steht eine dreimonatige Totalsperre der alten Brücke wegen nötiger Baumaßnahmen an, die neue Brücke wird bis dahin nicht fertig sein. Erst letzte Woche gab es wieder eine Protestaktion. Hat die Landespolitik hier versagt?
Ich kann nur die Chronologie der Brückenthematik in Erinnerung rufen. Im Jahr 2015 habe ich das Ressort übernommen, und es hat zwar ein Plakat gegeben, dass die Donaubrücke neu gebaut wird, aber keinen Standort und kein Finanzierungsabkommen. 2018 haben wir uns gemeinsam mit Niederösterreich auf ein Vorprojekt verständigt, im Februar 2024 wurde ein positiver UVP-Bescheid erteilt. Leider wurde der UVP-Bescheid der neuen Brücke, die wir ja eigentlich errichten wollten, bevor die alte saniert wird, beeinsprucht. Damit haben wir aktuell keine Möglichkeit, zu bauen.
Einer Ihrer Kritiker ist Ihr neuer SP-Kollege in der Landesregierung, Martin Winkler. Für ihn ist die Brücke Mauthausen ein Mahnmal für gescheiterte Verkehrspolitik, er nennt Sie gerne Staulandesrat Steinkellner.
Der in die Jahre gekommene Newcomer kennt sich halt nicht gescheit aus. Es wäre besser gewesen, wenn er sich zuerst einmal bei mir erkundigt hätte.
Ein Treffen gab es also noch nicht?
Nein, aber es gibt eine Terminanfrage von ihm. Es ist bedauerlich, dass Martin Winkler mit solchen Falschbehauptungen in der Politik beginnt. Das zerstört in Wahrheit die Vertrauensbasis, die Möglichkeit zur Zusammenarbeit ist damit eingeschränkt. Dem Herrn Neo-Parteivorsitzenden laste ich schon an, dass er in Oberösterreich attackiert, während gleichzeitig ein sozialistischer Bürgermeister in Niederösterreich Einsprüche gegen das Projekt erhoben hat.
Das Radwegeprojekt auf der Linzer Nibelungenbrücke ist – zumindest in Teilen – gescheitert. Wie kann das trotz monatelanger Planungen passieren?
Die Experten des Landes und der Stadt waren der Meinung, dass es sich ausgehen müsste. Ich war etwas skeptisch. Deshalb habe ich darauf bestanden, dass auf der oberen Flussseite ein reines Provisorium gemacht wird, das jederzeit wieder entfernt werden kann. Die frustrierten Kosten waren rund 32.000 Euro, die Kosten für die Mitarbeiter der Straßenmeisterei eingerechnet. Die Pflöcke und dergleichen sind ja wiederverwendbar, auf der anderen Brückenseite funktioniert alles (Anm.: In einer Landtagsanfrage Anfang Mai wurden die Kosten für den Pilotversuch mit 455.700 Euro inklusive Personal und Geräten beziffert).
Wie geht es jetzt weiter? Immer wieder wird eine Verbreiterung der Brücke debattiert.
Der Linzer Bürgermeister (Anm.: Dietmar Prammer, SP) hat gesagt, er möchte eine Arbeitsgruppe einsetzen, wir werden ihn als Land dabei unterstützen. Eine Verbreiterung der Brücke ist schwierig, weil ein eigenes Tragwerk dazugehängt werden müsste.
Ihr Bundesparteichef Herbert Kickl hat beim Landesparteitag als Ziel für die Landtagswahl 2027 Platz eins ausgerufen. Ihr Landesparteichef Manfred Haimbuchner hält dieses Ziel für realistisch. Sie auch?
Es ist ein ambitioniertes Ziel, man wird es sehen. Wir arbeiten mit der ÖVP sehr gut zusammen, der Wahlkampf wird im September 2027 stattfinden.
Das Interview ist unter https://www.nachrichten.at/politik/innenpolitik/der-newcomer-kennt-sich-halt-nicht-aus;art385,4072388 zu finden und erschien am 29. Juli 2025 in der Print-Ausgabe der OÖ Nachrichten.