Günther Steinkellner. Der Verkehrslandesrat Günther Steinkellner kündigt im KURIER-Sommerinterview mit Chefredakteur Dr. Josef Ertl an, dass er 2026/27 mit autonom fahrenden Bussen zwischen Pregarten und Hagenberg starten will. Günther Steinkellner ist seit 2015 Mitglied der Landesregierung. Der 63-jährige FPÖ-Politiker ist verantwortlich für die Infrastruktur, also für Bahn und Straße. Sein Herzensprojekt ist die Regionalstadtbahn Linz.
KURIER: Am Marienfeiertag hat meine Autofahrt von Linz nach Traunkirchen zwei Stunden gedauert. Kolonnenverkehr und Staus auf der A1 bis Regau, Stillstand von Gmunden nach Altmünster, völlige Überlastung. Wie wollen Sie das lösen?
Günther Steinkellner: Indem das, was wir seit sieben Jahren wollen, nämlich die Autobahn von Sattledt bis Regau dreispurig auszubauen, endlich passiert. Leider haben die Grünen, insbesondere Ministerin Gewessler, diesen Ausbau verhindert und damit bewusst eine Stausituation zur Quälerei der Autofahrer hervorgerufen.
Besteht mit der neuen Regierung eine realistische Chance auf einen dreispurigen Ausbau?
Er muss kommen, denn sonst kommt der Verkehr zum Erliegen. Es bedarf einer Verkehrsprognose, die von Ministerin Gewessler fünf Jahre verzögert wurde. Sie ist die gesetzliche Voraussetzung für den dreistreifigen Ausbau. Ich habe die Verkehrsprognose bereits mehrfach bei Infrastrukturminister Hanke urgiert.
Seine Antwort?
Er sieht das ähnlich und macht sie.
„Die Verkehrsprogonose wurde von Ministerin Gewessler fünf Jahre lang verhindert.“
Die Heimischen im Salzkammergut klagen über die verkehrsmäßige Überlastung. Welche Lösungen sind möglich?
Spitzenbelastungen in den Ferien stellen ein echtes Problem dar. Sie reduzieren sich auf wenige Zeiten im Sommer. Die Bundesstraße 145 (Vöcklabruck-Bad Aussee) kann man nicht erweitern. Eine Untertunnelung von Altmünster ist nicht finanzierbar.
In unserem letzten Interview haben Sie angekündigt, dass die Linzer Stadtautobahn vom Bindermichltunnel zur Westautobahn 2026 jeweils dreispurig ausgebaut wird, um die täglichen Staus zu beenden. Bleibt es dabei?
Ich bin guter Hoffnung. Mit Verkehrsminister Hanke werden wir versuchen, den Pannenstreifen zu aktivieren. Wir untersuchen derzeit, ob dafür eine weitere Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist.
Die drei Spuren sind ja bereits vorhanden.
Sie sind als Pannenstreifen und nicht als Fahrstreifen gewidmet. Wir hoffen, dass wir sie ohne Verfahren als Fahrstreifen freigeben können. Dann kann das 2026 passieren. Ich bin hoffnungsfroh.
Sie haben angekündigt, mit dem neuen Linzer Bürgermeister Wolfgang Prammer ein Gespräch über die Notwendigkeit des Baus der Linzer Ostumfahrung zu führen. Was hat es ergeben?
Das Gespräch hat stattgefunden. Der Bürgermeister wartet auf die Verkehrsprognose. Auf der Mühlviertler Schnellstraße S 10 haben wir einen durchschnittlichen Verkehrszuwachs von vier Prozent jährlich. Der normale jährliche Verkehrszuwachs beträgt zwei Prozent.
Es wird künftig viel mehr Verkehr auf dieser Strecke geben. Denn die Strecke von Dresden nach Linz ist über Prag und Budweis um 120 km kürzer als die Strecke über das bayerische Hof und Suben. Zudem zahlen die Lkw durch Deutschland eine wesentliche höhere Maut. 60 Prozent des Verkehrs fährt durch Linz durch.
Auch für die Ostumfahrung fehlt das Verkehrsprognosemodell des Ministeriums, was eine Verzögerung von mehreren Jahren bedeutet.
Wann wird mit den Ausbuchtungen auf der Innkreisautobahn begonnen, die es ermöglichen sollen, an manchen Stellen dreispurig zu fahren?
Auch hier brauchen wir das Verkehrsprognosemodell.
Sie haben vor der Einstellung der drei Regionalstrecken Almtalbahn, Hausruckbahn und Mühlkreisbahn gewarnt. Wie ist der Stand der Dinge?
Es ist mir ein großes Anliegen, dass die Mühlkreisbahn bis Aigen-Schlägl erhalten bleibt. Eine Verkehrszunahme von zwei Prozent bedeutet, dass es in zehn Jahren auf der Bundesstraße 127 rund 25 bis 30 Prozent mehr Verkehr geben wird. Wenn ich in die USA oder nach China schaue, gibt es dort autonom fahrende Fahrzeuge, die die Menschen aus ihren Siedlungsgebieten abholen, sie zu einer Hauptachse bringen und in die Stadt bzw. aus der Stadt heraus bringen. Dieses Modell brauchen wir, dafür ist eine attraktive Bahn notwendig. Wir wollen das mit der Regio- Stadtbahn und den neuen Fahrzeugen attraktivieren.
Sie sprechen des Öfteren über die autonom fahrenden Busse. Wann ist es so weit?
Autonomes Fahren ist mir ganz wichtig. Wir werden im nächsten oder im übernächsten Jahr zwischen Pregarten und Hagenberg ein Pilotprojekt im Echtverkehr starten. Das bietet sich wegen der Fachhochschule an. Ich habe das selbst in anderen Kontinenten getestet. Europa schläft noch und Österreich schläft noch länger.
Gibt es dafür bereits die rechtlichen Rahmenbedingungen?
In Deutschland ist Level 4 bereits genehmigt. Ich habe Bundesminister Hanke empfohlen, das deutsche Gesetz zu übernehmen. Für Hagenberg-Pregarten sind zwei oder vier Busse und ein Operator vorgesehen (der Operator überwacht die autonom fahrenden Busse aus der Ferne, Anm.d. Red.).
„Österreich und Europa schlafen beim autonomen Fahren.“
Wie sieht die Zukunft der Almtalbahn aus?
Es wäre Schwachsinn, wenn die ÖBB keinen Güterverkehr bis Sattledt durchführen, weil dort große Firmen wie Hofer ihre Logistikzentren haben. Das Land OÖ betreibt keinen Güterverkehr.
Für alle Bahnstrecken gilt, dass wir zwei Verträge mit den Bundesbahnen haben. Bis 2029 einen In frastrukturvertrag und bis 2033 einen Verkehrsdienstevertrag, die die ÖBB zum Fahren verpflichten. Ein Techniker der ÖBB hat mit der Umstellungsdrohung auf Busse über das Ziel hinausgeschossen. Die oö. Schiene könnte die Mühlkreisbahn übernehmen, die Frage ist, wie viel Geld wir vom Bund und von den ÖBB dafür bekommen.
Was ist mit der Hausruckbahn?
Hier gibt es zwei Streckenabschnitte, Attnang-Puchheim-Ried/I. und Ried-Schärding. Die Strecke Ried-Schärding wird von den ÖBB zweifellos weiterbetrieben, denn rund um Ort/I. ist ein Industriegebiet. Von den ÖBB problematisch gesehen wird die Strecke von Attnang nach Ried. Denn die ÖBB haben im Zielnetz 2040 die neue Innkreisbahn in Planung. Es geht hier um eine neue West-Ost-Verbindung von Paris bis Bukarest. Sie wird neu trassiert über den Flughafen München geführt. Die Streckenführung ist noch unklar, unklar ist auch, wo der Knoten sein wird. Die Frage ist, wie viel investiert man in eine Strecke, die möglicherweise mit der neuen Innkreisbahn neu trassiert werden wird.
„Nach dem LILO-Radweg möchte ich den Radweg von Puchenau nach Ottensheim bauen.“
Was ist mit der Summerauerbahn (Linz-Budweis)?
Wir haben im Gespräch mit Hanke urgiert, dass sie ins Zielnetz 2040 mit einer kompletten Neutrassierung aufgenommen wird. Es kann sein, dass das im Austausch gegen ein anderes ÖBB-Projekt sehr rasch passieren wird.
Wann werden da die ersten Züge fahren?
Beim Zielnetz 2040 rechne ich mit den ersten Zügen zwischen 2045 und 2050.
Ihr Herzensprojekt ist die Regio-Stadtbahn Linz. Läuft alles nach Plan?
Ja, es läuft alles nach Plan. Wir müssen bereits jetzt genau wissen, wo fahren die Züge genau im Gegenverkehr, wo fahren wir eingleisig etc. Die Abstimmungen müssen bereits jetzt minutiös sein. Der Baustart ist für 2028 geplant. Vielleicht schon früher.
Ein Nadelöhr ist die Donaubrücke Mauthausen, wo ein Neubau notwendig ist. Wie lange kann dort die Donau noch überquert werden?
Es ist eine Katastrophe, dass man das nicht früher angegangen ist. Wir können wegen naturschutzrechtlicher Einsprüche, wegen Mittelspecht und Fledermaus leider nicht bauen. Sonst könnten wir seit 2024 bauen. Ein sozialistischer Bürgermeister in Niederösterreich und Umweltorganisationen haben die Einsprüche erhoben.
Wir wissen nicht, wie lange der Brückentechniker die alte Brücke für befahrbar hält. Die früheste Möglichkeit, ein neues Tragwerk auf den alten Standort zu legen, ist 2028. Denn die ÖBB müssen die Brückenpfeiler donauaufwärts erweitern, damit ein Brückentragwerk darauf gelegt werden kann. Wir hoffen, dass wir die Brücke bis zu diesem Zeitpunkt ertüchtigen können.
„Winkler hat keine Ahnung, er ist ein Schmähtandler. Er will sich profilieren.“
Mein Plan war, dass wir donauabwärts eine neue Brücke bauen, dann hätten wir den Verkehr umlenken können und die alte Brücke ersetzen. Durch die Einsprüche ist es zeitkritisch, sodass wir jetzt Plan B verfolgen.
Der neue SPÖ-Landesvorsitzende und Landesrat Martin Winkler hat Sie deswegen massiv kritisiert und Sie als Staulandesrat tituliert.
Er hat keine Ahnung. Er ist ein Schmähtandler, er soll sich einmal informieren. Er sucht Profilierung, damit er bekannt wird. Es ist schade, dass er sich mit Falschmeldungen profilieren will.
Welche wichtigen Infrastrukturprojekte verfolgen Sie noch?
Der vierstreifige Ausbau der Bundesstraße 1 in Marchtrenk, da sind wir ins Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren gegangen. Wir werden mit dem Bau der Umfahrung Mattighofen beginnen. Das notwendigste Projekt ist die Linzer Ostumfahrung.
Welche Projekte gibt es für die Radfahrer?
Der LILO-Radweg von Linz nach Alkoven ist mein Herzensanliegen.
Ist er noch nicht fertig? Sie reden schon lange davon.
Wir reden schon lange darüber, wir verhandeln schon seit fünf Jahren mit einem einzelnen Grundeigentümer. Es ist extrem schwierig im urbanen Bereich. Nach dem LILO-Radweg würde ich den Radweg von Puchenau nach Ottensheim bauen.
Was ist mit dem Weiterbau des Radwegs von Linz-Margarethen nach Wilhering?
Ich möchte die Gemeinde Wilhering radmäßig über den LILO-Radweg und Dörnbach einbinden. Denn dort wohnen die meisten Menschen. Einen Radweg von Linz nach Wilhering zu bauen ist sehr teuer, und man bindet lediglich jene Bewohner ein, die oberhalb des Stiftes wohnen. Es ist deshalb aus meiner Sicht sinnvoller, zuerst den Radweg auf der anderen Donauseite zwischen Puchenau und Ottensheim zu bauen.
Das Interview ist am Sonntag, 24. August 2025 in der Printausgabe und unter https://kurier.at/chronik/oberoesterreich/verkehrslandesrat-setze-erstmals-autonome-busse-zwischen-pregarten-und-hagenberg-ein/403075693 erschienen.