Andreas Rabl im Krone-Interview: Herr Bürgermeister, gehen Sie als Kickls Minister nach Wien?

Der Welser Bürgermeister Dr. Andreas Rabl im ausführlichen Interview mit KRONE-Redakteur Robert Loy:

Der Welser FPÖ-Stadtchef Andreas Rabl gilt in seiner Partei als ganz große Nummer. Und er stärkt Herbert Kickl den Rücken.

Mittwochnachmittag, Interview mit Andreas Rabl, dem Bürgermeister von Wels. Er sitzt alleine im Rathaus, seine Mitarbeiter haben frei. Mittwochnachmittag eben. Der Stadtchef öffnet den „Krone“-Reportern die Tür, führt sie in sein Büro, richtet Kaffee und Wasser her. Es läuft gut für den Freiheitlichen – in seiner Stadt, aber auch in der Partei. In der FPÖ hat sein Wort Gewicht. Sollte sie in die Regierung kommen, könnte Rabl Minister werden. Das alles unter einem „Volkskanzler“ Herbert Kickl? Wenige Monate vor der Nationalratswahl baten wir zum Gespräch über Varianten, Minister und Mehrheiten.
Wie beurteilen Sie die derzeitige politische Lage mit Verfestigungen auf der linken und auf der rechten Seite?
Auf der linken Seite ist alles im Fluss, weil es mit dem Abschneiden der Kommunisten in Salzburg Ausstrahlungen auf ganz Österreich geben wird. Auch mit dem Antreten der Bierpartei, die in Umfragen bei acht Prozent liegt, schwimmt die Linke in vielerlei Hinsicht und weiß nicht genau, wo sie sich jetzt festmachen soll.
Wer wird das spüren?
Das wird der SPÖ wehtun, aber der ÖVP zugutekommen, Die ÖVP wird es durch das Absinken der SPÖ schaffen, bei der Nationalratswahl auf Platz zwei zu kommen. Und das hat aus meiner Sicht weitreichende Auswirkungen.
Auf Mehrheiten im Parlament?
Wenn wir davon ausgehen, dass Karl Nehammer Kanzler bleiben möchte, wird das nur in einer Dreierkoalition mit SPÖ, Neos oder Grünen gehen. Es wird spannend, ob die SPÖ oder die ÖVP auf Platz 2 kommt.
Womit rechnen Sie?
Stand jetzt könnte auch die SPÖ den zweiten Platz schaffen. Ich kann aber ganz schwer beurteilen, wie sich Bierpartei und KPÖ tatsächlich auswirken.
Ist Oberösterreich bei der Zusammenarbeit zwischen ÖVP und FPÖ ein Vorbild? Beide Parteien loben die gute sachliche Partnerschaft. Landeschef Stelzer (ÖVP, Anm.) und Vize Haimbuchner (FPÖ, Anm.) werden sich als mächtige Landespolitiker in Wien ja auch bestimmt am Verhandlungstisch gegenübersitzen.
Die werden sicher in den Sondierungs- und Verhandlungsteams sein. Aber wenn man glaubt, dass Koalitionen nur auf der nüchternen Sachzusammenarbeit aufgebaut werden, dann wäre es nicht so schwierig. Es geht viel um persönliches Vertrauen in das Gegenüber, um Sympathie. Wenn die FPÖ Nummer 1 sein sollte und die ÖVP wirklich Nummer 3, dann werden vielleicht andere Personen auf Seiten der ÖVP sitzen. Insofern ist das alles Spekulation.
FPÖ und ÖVP haben auch in Salzburg und Niederösterreich zusammengefunden. Ist das nicht fast ein Auftrag, es auch im Bund (noch einmal) miteinander zu probieren?
Man muss dazusagen, die FPÖ hat die Koalition mit keiner Partei ausgeschlossen. Das waren die anderen Parteien. Also sage ich, wir sind offen für Gespräche.
Die ÖVP will keine Zusammenarbeit mit der FPÖ unter Herbert Kickl. Will die FPÖ überhaupt eine Zusammenarbeit mit der ÖVP unter einem Karl Nehammer?
Ich halte wenig davon, Zusammenarbeit an einer Person festzumachen. Den Parteiobmann sucht sich nicht der politische Gegner aus. Mir fallen viele Personen ein, die ich mir lieber als Obmann wünschen würde als manchen, den ich jetzt in anderen Parteien sitzen habe.
In der eigenen auch?
Nein! Ich glaube, dass Kickl das wirklich gut
macht und die Partei zu Erfolgen geführt hat und noch führt, die bisher nicht da gewesen sind. Es ist völlig ausgeschlossen, dass es etwas anderes gibt, als eine Koalition mit der FPÖ unter Kickl.
Sie sprechen konkret von Obleuten anderer Parteien.
Nur als Beispiel: Mir wäre Hans-Peter Doskozil (Burgenländischer Landeschef, Anm.) als Parteiobmann in der SPÖ lieber gewesen als Babler. Mir hat dieser sehr marxistische Zugang von Babler politisch überhaupt nicht gepasst. Auch das Wirtschaftsprogramm entspricht nicht meinen Überlegungen. Das beginnt bei der Vermögenssteuer und endet bei der 32-Stunden-Woche.
Ist Doskozil ein bisschen der Blaue in der SPÖ?
Doskozil ist kein Blauer in der SPÖ. Er ist ein pragmatischer Landespolitiker, der einen pragmatischen Zugang hat und wo Lösungen im Vordergrund stehen.
Wenn die FPÖ regieren will, braucht sie Personal.
Wir haben einen Nationalratsklub mit erfahrenen Leuten. Etwa Susanne Fürst (Abgeordnete aus OÖ, Anm.). Sie kann von der Justiz- bis zur Außenministerin alles. Auch in den Ländern sitzen gute Leute. Als Beispiel nenne ich Susanne Rosenkranz. Sie ist aus meiner Sicht eine sehr fähige Landesrätin (in Niederösterreich, Anm.). Sie macht einen guten Job, sie kann das auch in der Regierung.
Sind Sie eigentlich heimatverbunden?
Sehr.
Was ist, wenn Sie Herbert Kickl in ein paar Monaten anruft und sagt: „Andi, wir brauchen dich in Wien?“
Dann würde ich dem Parteiobmann sagen, ich habe in Wels viel zu tun. Ich bleibe so gerne in Wels. Vielen Dank für das Angebot.
Wenn Manfred Haimbuchner gefragt werden würde, kann er fast nicht Nein sagen.
Das ist eine persönliche Entscheidung jedes Einzelnen, wo ganz viele Komponenten mitbestimmend sind. Aber so wie ich den Manfred Haimbuchner kenne und so wie der in Oberösterreich verhaftet ist, würde es mich sehr wundern, wenn der dann Oberösterreich mit Wien tauscht. Er könnte es, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er es täte.
Zur Person:
Was er sagt und wie er es sagt, ist wohlüberlegt: Dr. Andreas Rabl wurde in Wels geboren und steht der Stadt seit 9. November 2015 als Bürgermeister vor. Der verheiratete Vater von drei Kindern schaffte es, die einst rote Hochburg politisch zu drehen und bekam dafür Anerkennung über die Grenzen Österreichs hinaus. Politische Gegner loben seinen pragmatischen Zugang bei schwierigen Themen, in der FPÖ gilt er als von allzu rechter Ideologie befreiter Profi.
Interview: Robert Loy - Das Interview ist in der Printausgabe der Kronenzeitung am 15. März 2024 erschienen