„Da müssten wir Autobahnen auf Stelzen bauen“

LINZ. Warum Günther Steinkellner zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs keine Alternative sieht und er in Linz lieber eine Stadtbahn statt einer zusätzlichen Straßenbahn haben will, erzählt er OÖN-Redakteur Markus Staudinger.

Alle Nebenbahnen bleiben erhalten – und werden im Lauf der nächsten zehn Jahre um 600 Millionen Euro modernisiert: Die Einigung mit den ÖBB nennt Oberösterreichs Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FP) im OÖN-Interview „historisch“. In Linz will er die Mühlkreisbahn an den Hauptbahnhof anbinden und die Lilo bis zur Kepler-Uni und später bis Pregarten fahren lassen. Das mache den Ausbau der Straßenbahnen in Linz überflüssig, meint er.

OÖN: ÖBB und Land Oberösterreich haben seit 2011 über den Erhalt der Nebenbahnen in Oberösterreich verhandelt, jetzt wurde es schon knapp…

Günther Steinkellner: Ja, im Dezember dieses Jahres wären sie zugesperrt worden, wenn wir keine Einigung erzielt hätten. Die zu unterschreiben, war für mich historisch – und einer meiner schönsten Tage in der Politik. Wir erhalten die Regionalbahnen ja nicht nur, sondern sichern auch ihren Bestand ab, indem wir sie modernisieren.

Nichtsdestotrotz hat man auf etlichen Strecken das Problem von „Geisterzügen“, ganzen Garnituren, in denen vielleicht vier Passagiere sitzen. Das zu ändern, wird hoffentlich auch Ziel sein.

Mit modernen Zügen, die rasch und in einem bestimmten Takt fahren, werden die Fahrgastzahlen steigen. Es gibt auch keine Alternative zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs. 2030 wird es im Zentralraum Linz noch einmal um 75.000 Fahrten pro Tag mehr geben als jetzt. Für die Straßen, die dazu notwendig sind, gibt es im urbanen Raum keinen Platz – die kann und will ich nicht bauen. Da müssten wir wie in China Autobahnen auf Stelzen bauen. Daher müssen wir neben der Osttangente die Schiene ausbauen.

Die Trasse für die Osttangente, die Sie in der Vorwoche vorgestellt haben, ist umstritten – vor allem, weil sie sehr stadtnahe verläuft.

Wir können die Stadt nicht großräumiger umfahren – allein schon deswegen, weil niemand freiwillig einen Umweg fährt. Die Osttangente soll den Nord-Süd-Durchzugsverkehr von der A7 wegbringen. Mit einer Trasse weiter im Osten, die zu einem Umweg führt, gelingt das nicht. Dann fahren erst recht wieder alle auf der A7. Zudem habe ich durch die stadtnahe Trasse auch eine Achse bei der voestalpine vorbei. Die Trasse verläuft natürlich nahe von besiedeltem Gebiet, keine Frage. Das bedeutet aber auch, dass sie über weite Strecken eingehaust oder als Tunnellösung geführt wird.

Stau ist Dauergesprächsthema in Linz. Sie haben unlängst darauf hingewiesen, dass die Stauzeiten in Wien, Salzburg, Graz und Innsbruck höher seien. Jammern die oberösterreichischen Pendler „auf hohem Niveau“, wie der Linzer Verkehrspolitiker Markus Hein einmal meinte?

(schmunzelt) Ich glaube, es ist so, dass die Oberösterreicher besonders fleißig sind und ihre Produktivität daher umso ungeduldiger am Arbeitsplatz einbringen wollen.

Linz wartet immer noch auf die zweite Straßenbahnachse durch die Stadt. Wird die noch was?

Das weiß ich nicht. Wir – also das Land – bauen mit der Durchbindung der Mühlkreisbahn und der Lilo eine Stadtbahn durch Linz. Ich kann mir vorstellen, dass Linz auf die Straßenbahn verzichtet – und diese Stadtbahn mit einem Buskonzept ergänzt. Das ist aus meiner Sicht sinnvoller. Ich brauche keine zusätzliche Straßenbahn. Wir würden auf dieser Schienenachse ja doppelt fahren.

Es gibt aber schon seit Jahren eine Vereinbarung über eine Kostenaufteilung für die Straßenbahnachse zwischen Linz und dem Land.

Das ist eine politische Vereinbarung über ein Projekt, das möglicherweise nicht stattfinden wird. Wir reden mittlerweile schon von ganz anderen Dingen – eben dieser Schienendurchbindung mit einer Stadtbahn, die auch über die Stadtgrenzen hinausgeht.

Und wenn Linz trotzdem eine Straßenbahn will?

Dann werden sie sie zahlen müssen, und wir werden den Finanzierungsschlüssel einhalten müssen. Aber es kostet für uns alle miteinander sehr, sehr viel mehr und ist verkehrspolitisch aus meiner Sicht nicht notwendig.

Wann soll diese Stadtbahn fertig sein?

Wir brauchen dazu einen Teil der Nahverkehrsmilliarde des Bundes. Ich hoffe, dass wir 2026 fahren können.

Linz hat laufend mit zu hohen Schadstoffwerten zu kämpfen. Haben Autos in Stadtzentren künftig überhaupt noch Platz?

Ja, weil man auch auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadtkerne Rücksicht nehmen muss. Wenn ich den Einkaufsverkehr so erschwere, dass man die Linzer Landstraße nicht mehr mit dem Auto erreicht, dann werden die Leute in Einkaufszentren fahren.

 

Hier gehts zum Interview auf der Homepage der OÖN.