EU-Green-Deal und „Farm to Fork“ müssen zurück an den Start

Die Kritik am EU Green Deal und am „Farm to Fork“-Konzept nimmt weiter zu. Nach den Studien des US-Landwirtschaftsministeriums und der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU kommt nun eine weitere Analyse dieser Strategie aus dem deutschen Agrarsektor.

Die erste kritische Studie kam vom USDA, dem Landwirtschaftsministerium der USA. Die Politik von „Farm to Fork“ (F2F) erreiche nicht die gesteckten Ziele (wie z.B. die Reduzierung „klimaschädlicher Gase“) und würde bei Einführung der Grund für massive Ungleichgewichte auf den Nahrungsmittelmärkten werden, und die Verbraucherpreise könnten steigen. Ein hartes Urteil, das gefällt wurde, noch bevor die EU eine Analyse der Folgen ihrer agrar- und umweltpolitischen Entscheidungen vorgelegt hat.

Aber gehen wir der Reihe nach vor. Es war Ende 2019, als die EU-Kommission unter der Leitung von Ursula von der Leyen den Green New Deal ankündigte, den „grünen Pakt für Europa“. Ein Projekt, das einen „soliden Durchbruch im Kampf gegen den Klimawandel“ bringen solle.

Das F2F ist ein ehrgeiziges Programm, so sollen z.B. bis 2030 die Treibhausgasemissionen aus menschlichen Aktivitäten um 55% reduziert werden. Dazu gehört auch die Landwirtschaft, der oft vorgeworfen wird, zu viele Düngemittel zu verwenden, zu viele Agro-Pharmazeutika einzusetzen und jetzt auch noch die Artenvielfalt anzugreifen. Ganz zu schweigen von den Betrieben, die zu den größten Methanproduzenten (Rinder) gehören oder den Stickstoffeintrag auf den Feldern überschreiten. Teilwahrheiten, manchmal sogar glatte Lügen der selbsternannten „Klimaschützer“, die hier richtigzustellen den Rahmen des Beitrags sprengen würde.

Beunruhigende Schlussfolgerungen

Mit Blick auf die Agrarpolitik wurde das Projekt „Green New Deal“ von F2F abgeschlossen. Die wichtigsten Punkte: Null Umweltbelastung, Reduzierung des Klimawandels, Erhöhung der Artenvielfalt und dann Sicherheit und nachhaltige Ernährung für alle. Wie diese Ziele erreicht werden sollen, ist schnell gesagt. 20 % weniger Fleisch, kein Import von Soja, 25 % mehr ökologischer Landbau, weniger als 50 % Einsatz von Agro-Pharmazeutika und weniger als 20 % chemische Düngemittel. Das Projekt klingt vielleicht faszinierend, wenn man nicht über die praktischen Konsequenzen nachdenkt, aber vor allem die Studie des USDA hat alle auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und die möglichen dramatischen Folgen von F2F dargestellt. Aber können wir dem Urteil amerikanischer Experten trauen? Besteht nicht die Gefahr, dass parteiische Interessen diese kritische Analyse bestimmen? Der „Grain Club“, ein Zusammenschluss von fünf deutschen Verbänden, die in verschiedenen Bereichen der Agrar- und Ernährungswirtschaft tätig sind, hat Christian Henning, Direktor des Instituts für Agrarökonomie an der Universität Kiel, damit beauftragt, die F2F-Vorschläge wissenschaftlich zu analysieren, um ihre praktischen Folgen abzuschätzen. Die Schlussfolgerungen sind ebenso überraschend wie beunruhigend.

Alles wird teurer werden Dank „Farm to Fork“

Das erwartete Ergebnis ist ein Rückgang der Rindfleischproduktion um 20 % und der Milchproduktion um 6,3 % – mit unvermeidlichen Auswirkungen auf die Marktpreise. Rindfleisch wird um 58% teurer, Schweinefleisch um 48% und Milch um 36% teurer. Auch die Stabilität der europäischen Handelsbilanz wird sich verändern, da Fleisch und Milch aus Drittländern importiert werden, in denen die Preise niedriger sind und die Vorschriften zur Verringerung der Umweltauswirkungen weniger streng sein werden.

„Farm-to-Fork“ wird ein wirtschaftliches Desaster

Der Preisanstieg wird nicht nur Fleisch betreffen, sondern auch die pflanzliche Erzeugung. Nach der Analyse von Henning wird der Preisanstieg bei Getreide über 12% betragen und bei Obst und Gemüse bis zu 15% erreichen. Dies ist die Folge einer geringeren Produktion aufgrund der starken Zunahme von Flächen, die absichtlich nicht bewirtschaftet werden (Stilllegung) oder einer ökologischen Bestimmung zugeführt werden (unproduktiv) – eine Umwandlung von insgesamt elf Millionen Hektar. So würden die Agrar- und Lebensmittelexporte der EU stark zurückgehen, während gleichzeitig die Importe von Fleisch, Getreide, Eiweißpflanzen und Ölsaaten steigen würden. Eine Situation, die in krassem Gegensatz zu den Krisenerfahrungen steht, die während der Covid-19-Pandemie gemacht wurden. Es könnte argumentiert werden, dass gleichzeitig die Essgewohnheiten geändert werden könnten, indem insbesondere vom Fleischkonsum abgeraten wird. Dies scheint auf die vielen Hirngespinste über die angebliche Gefährlichkeit von Produkten tierischen Ursprungs und den Versuch der Einführung von Ampelkennzeichnungen hinzudeuten. Aber die Analysen von Christian Henning und dem „German Grain Club“ besagen, dass die Nachfrage nach Milch und Fleisch eher unelastisch und nur schwer zu drücken ist. Die F2F-Strategie wird also laut der deutschen Studie zu einem wirtschaftlichen Desaster führen, insbesondere für die ärmeren Verbraucher. Insgesamt würden die Kosten für diesen „ökologischen Übergang“ über 42 Milliarden Euro aus öffentlichen Mitteln verschlingen. Aber den größten Teil würden die Verbraucher zahlen, und zwar in Höhe von schätzungsweise 70 Milliarden Euro, also 157 Euro pro europäischem Bürger.

Ein schweres Opfer, das aber durch die Vorteile für die Umwelt gerechtfertigt sei, werden Befürworter sagen. Aber die Vorteile scheinen bescheiden zu sein. Die 25%ige Steigerung des ökologischen Landbaus, so die vom „Grain Club“ in Auftrag gegebene Studie, würde eine bescheidene Verringerung der Stickstoffbelastung des Bodens ermöglichen. Aber die Veränderungen in der Nutzung der Felder müssen berücksichtigt werden, um die Auswirkungen der F2F-Strategie richtig einschätzen zu können. Das Ergebnis ist überraschend. Die Kohlenstoffbindung im Boden würde um nur fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalent zunehmen. Das ist eine Bagatelle. Die Folge der unterschiedlichen Bestimmungen von Waldflächen und Eingriffen in die Landschaft und die Artenvielfalt, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Drittländern stehen dazu in keinem Verhältnis.

Die Schlussfolgerungen der Studie sind also äußerst kritisch. Die F2F-Strategie erweist sich als unfähig, die Ziele des Green New Deal zu erreichen. Dieses strenge Urteil deckt sich mit dem, was bereits vom USDA und dem europäischen Agrar- und Viehzuchtsektor geäußert wurde. Man könnte also sagen: „Zurück an den Start.“