Haimbuchner fordert „Reindustrialisierung“

Im Interview mit Johanna Hager vom Kurier spricht sich FP-Landesparteiobmann, Landeshauptmann-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner dafür aus, dass in Oberösterreich vor Ort produziert wird.

Oberösterreich schnürt ein 580 Millionen Euro schweres Hilfspaket. Landeshauptmann-Vize und FPÖ-Landeschef Manfred Haimbuchner über die Zukunft des Tourismus und der EU.

KURIER: Oberösterreich lebt von der Industrie und vom Tourismus, der heuer wohl ausbleiben wird … 

Manfred Haimbuchner: Wir werden die Tourismuswirtschaft mit eigenen Paketen unterstützen, weil wir wissen, dass die Eigenkapitalquote gerade in der Hotellerie und Gastronomie eine geringe ist. Das hat mit Investitionen zu tun, die notwendig sind. Überall dort, wo die Maßnahmen der Regierung nicht greifen, werden wir helfen. Noch wissen wir aber nicht einmal ansatzweise, wann ein wirkliches Leben, wann Urlaub stattfinden wird können. 

KURIER: der Sektor ausfällt, muss ein anderer gestärkt werden, um den Wirtschaftskreislauf aufrecht zu erhalten: also weniger Tourismus, mehr Industrie? 

Manfred Haimbuchner: fordere sogar eine Reindustrialisierung! Besonders in Europa, weil wir gesehen haben, dass die Werkbank China ein irrsinniges Klumpenrisiko darstellt. Wir müssen, wie wir jetzt sehen, Medizinprodukte und Arzneimittel herstellen, um autark zu sein. Die Produkte dürfen nicht nur hier entwickelt, sondern müssen wieder vor Ort produziert werden. Die Lehre dieser Krise ist, dass die globalisierte Wirtschaft ohne Lagerhallen, nur mit Just-in-time-Produktion keine Zukunft hat. 

KURIER: Schattenseiten der Globalisierung waren schon vor Corona bekannt … 

Manfred Haimbuchner: haben Sie recht. Als Freiheitlicher antworte ich Ihnen, dass Nationalstaaten weltweit erstarken. Weil sich gerade in der Krise zeigt, dass supranationale Institutionen gar nicht in der Lage sind, die Herausforderungen zu bewältigen. Der moderne Nationalstaat des 21. Jahrhunderts ist auf der einen Seite weltoffen, auf der anderen soll er seine Bürger schützen, denn nur er kann das wirklich.

KURIER: die EU obsolet geworden? 

Manfred Haimbuchner: Im Bereich der Gesundheit hat die EU nie eine Rolle gespielt, und das soll sie auch nicht. Ein Bürokratiemonster wie die EU kann so eine Krise gar nicht managen. Dazu brauche ich Länder, Regionen, Gemeinden und funktionierende, ehrenamtliche Strukturen. Die EU hat die Aufgabe, die Außengrenzen zu schützen und ein geostrategischer Player zu sein, wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen. 

KURIER: Grenzen Europas sind zu, die Solidarität der EU-Staaten ließ beim Transport von Masken jüngst zu wünschen übrig … 

Manfred Haimbuchner: gibt es immer zuerst im Nationalstaat. Ich brauche die EU nicht, um Solidarität zeigen zu können, denn es werden jetzt quer durch Europa Intensiv-Patienten transportiert: aus Frankreich nach Deutschland, aus Südtirol nach Österreich. Das ist der gelebte europäische, solidarische Gedanke.