Illegale Veranstaltung am Dachstein: Der Zweck heiligt nicht die Mittel

Der Dachstein ist das größte Naturschutzgebiet Oberösterreichs. Er zählt seit 1997 zu der Weltkulturerbelandschaft Hallstatt – Dachstein. Ausgerechnet in der strengsten Schutzzone des Gebietes veranstaltete das „Kunstprojekt“ La Strada aus Graz jüngst das Musikfestival „Signal am Dachstein“ in Form einer sogenannten „Landschaftsoper“.

Es sollte das erste große Projekt des heurigen Festival-Sommers für La Strada werden und zur Sommersonnenwende beginnen. Auf der Website des Kunstveranstalters heißt es: „Das umfassende Projekt […] lädt Partner*innen und Expert*innen aus der Region (Alpenverein, Naturfreunde, Bergrettung, Gemeinden, Tourismus- und Seilbahnunternehmen, Umweltspezialist*innen, Gletscher- und Naturforscher*innen, Künstler*innen und Kulturschaffende) ein, sich dem Thema Klimaveränderung und Gletscherschwund in subtiler Form und mit Respekt vor diesem gewaltigen Archiv der Kultur- und Naturgeschichte zu widmen und gemeinsam möglicherweise einen nachhaltigen Beitrag zur Schärfung des Bewusstseins für dieses brisante Thema zu leisten.“ Der Haken an der Geschichte: Die oberösterreichische Naturschutzbehörde hatte dieser Veranstaltung mittels negativem Bescheid ausdrücklich keine Genehmigung erteilt, da sie sich in der strengsten Schutzzone abspielen sollte und dies nun auch getan hat. Den Betreibern droht jetzt eine Strafe bis zu 35.000 Euro.

Naturschutzreferent Landeshauptmann-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner äußert in einer ersten Reaktion auf das Vorgehen der Betreiber des Festivals völliges Unverständnis: „Niemand, der sich selbst über das Gesetz stellt, darf damit durchkommen. Ein solch rücksichtsloses Verhalten gegenüber der Natur ist nicht zu tolerieren und muss Konsequenzen haben.“

Immerhin handelt es sich bei der Dachsteinregion um eine Ansammlung bedeutender Lebensräume für Steinadler, Birk- und Hasel- sowie Schneehühner und etliche andere geschützte Tierarten. Das Naturschutzgebiet stellt die größte Vergletscherung der Nördlichen Kalkalpen und einen hochwertigen Trinkwasserspeicher dar. Auch die mit 81 Kilometern längste Höhle Österreichs ist dort unter den Kalkfelsen mit einer Felsspaltenvegetation aus Latschen-Almrausch-Gebüsch und Lärchen-Zirben-Wäldern zu finden.

Die illegale, weil nicht genehmigte und untersagte Festivalveranstaltung im Natur- und Europaschutzgebiet des Dachsteingletschers wird jedenfalls Konsequenzen haben. Der Öffentlichkeit drängt sich der Eindruck auf, dass selbsternannte Naturschutzorganisationen vorwiegend auf die mediale Wirksamkeit ihrer Aktionen setzen. Die leidgeprüfte Natur und Mitmenschen werden bei den PR-Gags außer Acht lassen. Die verantwortungslose und hochgefährliche Flugaktion eines Greenpeace-„Aktivisten“ während der Fußballeuropameisterschaft am 16. Juni in München ist in diesem Zusammenhang noch in lebhafter Erinnerung.

Naturschutzreferent Manfred Haimbuchner stellt abschließend klar: „Die Veranstalter, die mit ihrer Aktion auf die Gletscherschmelze aufmerksam machen wollten, haben der Natur damit einen Bärendienst erwiesen, indem sie sich über das Gesetz stellten und dabei gleichzeitig die Gefährdung und Zerstörung von Natur- und Pflanzenwelt in Kauf genommen haben. Ich werde jedenfalls darauf drängen, dass in diesem Fall entsprechende Sanktionen verhängt werden. Auch wird das Land Oberösterreich prüfen, ob diese illegale Veranstaltung mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde, was gegebenenfalls ebenso Konsequenzen haben muss. Auch wenn das Motiv hinter der Aktion ein begrüßenswertes ist, gelten in einem Rechtsstaat die Regeln für alle.“