Naturschutz: „Unsere Heimat schützen & erhalten“

Unsere Natur- und Kulturlandschaften sind die unverzichtbare Heimat zahlreicher Pflanzen und Tiere, grundlegend für unser Leben auf diesem Planeten. Der Erhalt und Schutz dieser Landschaften, insbesondere in Oberösterreich mit seiner einzigartigen Artenvielfalt, ist für das Naturschutzressort essenziell, auch wenn Naturschutz oft im Schatten von Klima- und Umweltschutz steht und daher politische Aufmerksamkeit erfordert, um die öffentliche Wahrnehmung angemessen zu lenken.

Naturschutzreferent und Landeshauptmann-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner betont die Bedeutung des „Schutzes unserer Natur als Heimat, insbesondere durch ihre vielfältige Flora und Fauna, um die Schönheit unserer Landschaft für kommende Generationen zu bewahren.“ Er hofft auf eine international vernunftbasierte Politik, da aktuelle Herausforderungen, wie widersprüchliche EU-Regelungen und oberflächliche Berichterstattung, die Naturschutzbemühungen erschweren. Konkret spricht Haimbuchner in einer Pressekonferenz die aktuellen Herausforderungen im Naturschutz an und betont:

„Ich bin jedenfalls nicht bereit, alles, was wir im Naturschutz über die Jahrzehnte erreicht haben, nun bedingungslos zu opfern!“, kommentiert Landeshauptmann-Stv. Haimbuchner die widersprüchlichen EU-Vorgaben: Viele machen es sich heute einfach, wenn sie unter Berufung auf hehre Ziele lange erarbeitete Erfahrung und damit verbundene Erfolge im Natur- und Artenschutz über Bord werfen. Ich hoffe inständig, dass vor allem international der Fokus wieder auf eine vernunftbasierte Politik gelegt wird, denn die momentane Situation, mit sich widersprechenden EU-Regelungen und dem Propagieren von reinen Überschriften, erschwert unser Vorhaben unnötig“.

 Aktuelle Herausforderungen im Naturschutz

  1. Die Erneuerbare-Energie-Richtlinie (RED III)

Die RED III-Richtlinie, in Kraft seit dem 20.11.2023, birgt für den Naturschutz erhebliche Probleme, da sie vielfach die strengen Schutzvorgaben außer Kraft setzt und die Errichtung von Windparks sogar in Europa- oder Vogelschutzgebieten ermöglicht. Dies untergräbt jahrzehntelange Bemühungen des Naturschutzes und lässt nationale Behörden faktisch machtlos gegen solche Eingriffe in die Natur erscheinen. Der hohe Stellenwert, den erneuerbare Energiegewinnung gemäß der Richtlinie genießt, scheint die Interessen des nationalen Naturschutzes zu übergehen, was eine ernste Herausforderung darstellt.

  1. Die Wiederherstellungsverordnung im Rahmen des „Green Deals“

Die geplante Umsetzung der Wiederherstellungsverordnung im Rahmen des „Green Deals“ zielt darauf ab, geschädigte Ökosysteme bis 2030 bzw. 2050 wiederherzustellen, obwohl erste Schätzungen zeigen, dass 80 Prozent der europäischen Ökosysteme bereits geschädigt sind. Trotz massiven Widerstands und Bedenken hinsichtlich der gesellschaftlichen Auswirkungen und der Umsetzbarkeit wurde die Verordnung beschlossen. Diese Maßnahme stellt den Naturschutz vor enorme Herausforderungen, da die Umsetzung mit den vorhandenen Ressourcen und Mitteln als organisatorisch, personell und finanziell nicht machbar erscheint.

  1. Naturschutz vor neuen Hürden

Die RED III-Richtlinie und die Wiederherstellungsverordnung stellen den Naturschutz vor neue und gravierende Herausforderungen, indem sie strengen Schutzvorgaben entgegenwirken und unrealistische Ziele vorgeben. Die Umsetzung dieser Richtlinien erfordert erhebliche Anpassungen und Ressourcen, die derzeit nicht vorhanden sind, was eine bedenkliche Situation für den Naturschutz darstellt.

Die oberösterreichische Artenschutzstrategie 

Die „Artenschutzstrategie Oberösterreich“ seit 2010 bildet die Grundlage für Artenschutzmaßnahmen im Bundesland. Mit über 650 Zielarten in 21 Tier- und Pflanzengruppen konzentrieren sich die aktuellen Projekte auf den Schutz und die Erhaltung von Lebensräumen, um die Vielfalt der Natur in Oberösterreich zu bewahren.

Die Umsetzung der Artenschutzprojekte erfolgt in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, darunter land- und forstwirtschaftliche Betriebe, Gemeinden, NGOs wie dem Oö. Naturschutzbund und weiteren Naturschutzvereinen, sowie großen Unternehmen wie den Österreichischen Bundesforsten, der ÖBB und der Machland Damm GmbH.

Dank unserer Bemühungen konnten über 2.500 Einzelflächen in ganz Oberösterreich identifiziert werden, vor allem Wiesen, Moore und Gewässerlebensräume. Der Großteil dieser Flächen wird regelmäßig überwacht. Etwa zwei Drittel sind durch verschiedene Schutzmaßnahmen langfristig gesichert, darunter Schutzgebiete, Verträge oder Grundbesitz.

In den letzten 15 Jahren wurden im Rahmen von Naturschutzprojekten in Oberösterreich zahlreiche Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität durchgeführt. Dazu gehören die Wiederansiedlung vom Aussterben bedrohter Arten auf über 110 Flächen, die Umwandlung von etwa 200 Hektar Trocken-, Mager- und Feuchtwiesen in bewirtschaftete Flächen sowie die Abschluss von über 400 Verträgen mit Landnutzern, darunter Duldungs- und Kleinstflächenverträge. Zusätzlich wurden lebensraumverbessernde Maßnahmen wie Gewässerrenaturierungen, Anlage von Tümpeln und Entwicklung lichter Wälder umgesetzt.

Erfolg unserer Artenschutzbemühungen am Beispiel des Steinkauzes

Seit den 1960er Jahren nahm die Population des Steinkauzes in Oberösterreich aufgrund von Lebensraumverlusten stark ab, doch seit den 2000er Jahren wurden gezielte Artenschutzmaßnahmen ergriffen. Durch die Installation und Betreuung von Nistkästen sowie ein Förderprogramm für Obstgärten konnte der Bruterfolg erhöht werden. Dank dieser Bemühungen hat sich der Bestand seitdem deutlich erholt, mit 98 Brutpaaren und 233 Jungvögeln im Jahr 2023, und die Tendenz ist weiterhin positiv.

Der Luchs – Noch (k)ein Erfolg in Oberösterreich

In Oberösterreich wird seit den 1970er Jahren versucht, Luchspopulationen im Böhmerwald und dem Mühlviertel sowie den Kalkalpen dauerhaft zu etablieren. Im Böhmerwald und Mühlviertel zeigt sich eine stabile Population, die von Experten intensiv überwacht wird, während das Luchsprojekt in den Kalkalpen durch verschiedene Herausforderungen behindert wird, darunter das Fehlen eines zeugungsfähigen Kuders und natürliche Hindernisse für die Populationsetablierung. Unter der Federführung des Naturschutzressorts wurden im Bereich des Nationalparks Kalkalpen Maßnahmen wie die Auswilderung eines jungen Luchses namens „Norik“ und die Vorbereitung weiterer Schritte gemäß des entwickelten „Drei-Stufen-Plans“ umgesetzt, um die Population zu unterstützen und das langfristige Ziel einer selbsterhaltungsfähigen Population von 20 bis 30 Tieren zu erreichen. Die Zusammenarbeit erfolgt sowohl auf lokaler Ebene als auch länderübergreifend mit verschiedenen Interessengruppen und -organisationen, um den Erfolg des Projekts sicherzustellen.

Der Biber in Oberösterreich – ein Erfolg mit Akzeptanzproblemen

Die steigenden Biberzahlen in Oberösterreich führten zu Konflikten, weshalb eine Bestandserhebung durch Naturschutzreferent Haimbuchner initiiert wurde. Von 35 Tieren im Jahr 1989 auf etwa 2.200 Tiere verteilt auf 735 Reviere im Jahr 2023 angewachsen, hat sich der Bestand nahezu verdreifacht. In Zukunft sollen Ausnahmebestimmungen, wie etwa eine Biber-Verordnung, den Erhaltungszustand in der kontinentalen biogeografischen Region sichern, während in der alpinen Region ein positiver Trend zu verzeichnen ist.

Erfolgskonzept der „Laufende Betreuung“

Fast flächendeckend arbeiten Gebietsbetreuer in Europaschutzgebieten und Naturraum-Manager für Umsetzungsmaßnahmen außerhalb von Schutzgebieten. Dies sind Experten für die ganze Palette an Schutzgütern wie Amphibien, Pflanzen, Pilze, Flechten, Vögel, Fische, Insekten, usw., die im Auftrag der Abteilung Naturschutz am Erhalt unserer Artenvielfalt arbeiten.