OÖ Nachrichten: „Ich gehöre nicht zu den Diffamierern“

Im Interview mit dem stellvertretenden Leiter der Politikredaktion Alexander Zens von den Oberösterreichischen Nachrichten spricht FPÖ-Landesparteiobmann, Landeshauptmann-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner über seine schwere Covid-19-Erkrankung ebenso wie über Impfungen, Masken und die FPÖ.

Von der Intensivstation in den Landtagswahlkampf: Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter und FP-Landesparteichef Manfred Haimbucher ist nach seiner Corona-Erkrankung seit knapp zwei Wochen wieder im Amt.

OÖNachrichten: Vor gut einem Monat haben Sie das Klinikum verlassen. Wie geht es Ihnen?

Manfred Haimbuchner: Sehr gut. Ich weiß, das ist nicht selbstverständlich nach so einer schweren Erkrankung, und hatte großes Glück. Die Arbeit kann ich wieder bewerkstelligen, aber ich mache nicht 80 Stunden die Woche. Das wäre vielleicht möglich, ist aber nicht notwendig und gescheit.

Sie wurden mehrere Tage künstlich beatmet, wie war das?

Manfred Haimbuchner: Der Zustand hat sich in sehr kurzer Zeit extrem verschlechtert. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was unmittelbar vor dem Tiefschlaf war – an den Tiefschlaf selbst sowieso nicht. Ich schaue mir jetzt Reportagen an, in denen man das Intubieren und Wenden sieht. 16 Stunden auf dem Bauch liegen, um die Lunge zu entlasten, acht Stunden auf dem Rücken: Das hat auch mich betroffen. Ich erinnere mich, als der Schlauch herausgezogen wurde und mich eine sehr nette Ärztin im Leben begrüßte.

Haben Sie nun einen anderen Blick auf Leben und Politik?

Manfred Haimbuchner: Grundsätzlich überhaupt nicht. Ich war mit meinem Leben zufrieden und bin jetzt noch dankbarer und habe mehr Demut vor dem Leben.

Zwei Tage vor Ihrem positiven Test waren Sie bei einer Storchenfeier. Sie wurden bestraft, weil Corona-Regeln gebrochen wurden. Wie sehen Sie das jetzt?

Manfred Haimbuchner: Es war eine Geschenkübergabe, keine Party in meiner Anwesenheit. Ich wurde am Vortag getestet und in der Woche davor vier Mal. Ich war immer negativ. Dort wurde auch niemand angesteckt. Die gesamten Regelungen, bei denen sich keiner mehr auskennt, haben zu so viel Verwirrung geführt. Vorbild zu sein, ist schon wichtig in der Politik, das würde aber heißen, jeder muss jeden Tag zu Hause bleiben, weil da gibt es keine Gefahr. Es war eine Verwaltungsübertretung, das nehme ich zur Kenntnis.

Viele stellten sich die Frage, ob sich die FPÖ angesichts des Schocks um Ihre Person ändert. Das scheint nicht so zu sein – im Nationalrat tragen FP-Abgeordnete keine Maske; an einer Demo, bei der auch wieder Corona-Leugner dabei waren, nahm eine FP-Mandatarin teil. Sollte die Partei nicht vorsichtiger sein?

Manfred Haimbuchner: Die FPÖ hat eine klare Haltung: Corona ist eine sehr gefährliche Krankheit. Ich habe das immer betont. Wir müssen damit leben lernen. Ich halte es für gefährlich, wenn jede Demo und Form der Meinungsäußerung in Misskredit gezogen wird, weil sich ihr irgendwelche eigenartigen Gestalten anschließen. Zur Maske: Wir haben in Oberösterreich eine All-Parteien-Einigung, dass in Landtag und Gemeinderäten Maske getragen wird. Das geht für mich in Ordnung. Im Parlament wurde in Trennwände investiert. Bringen die nun etwas oder nicht? Ich bin der Meinung, dass man abseits der Trennwände Maske tragen sollte. Mit Masken alleine werden wir aber die Pandemie nicht besiegen.

Es braucht die Impfungen. Empfehlen Sie, sich impfen zu lassen?

Manfred Haimbuchner: Es geht darum, die Bürger aufzuklären. Ich erwarte mir, dass das jeder selbst entscheiden kann. Ich persönlich bin ein Impfbefürworter. Mein Sohn ist gegen alles Mögliche geimpft, was empfohlen wird. Auch ich habe eine lange Impfkarte.

In Rüstorf wurden Gemeinderatssitzungen abgebrochen, weil der FP-Fraktionsführer nicht Maske trug. Der Landesgeschäftsführer Ihres Koalitionspartners ÖVP sagte, er wolle keine „Mini-Kickls“ in Oberösterreich. Was erwidern Sie?

Manfred Haimbuchner: Es ist Wahlkampf, da wird es noch viele Meldungen geben, die ich nicht kommentiere. Ich kenne auch Schilderungen über Bürgermeister anderer Parteien, die vor dem Gemeinderat sagen, sie halten die Maske nicht aus, und sie nicht tragen. Aber ich gehöre nicht zu den Diffamierern in der Republik.

Werden Sie es schaffen, den Deckel auf dem Richtungsstreit der Lager um Parteiobmann Norbert Hofer und Klubchef Herbert Kickl, der sich etwa an der Maskenpflicht im Parlament entzündete, bis zur Landtagswahl Ende September zu halten? Oder explodiert es vorher?

Manfred Haimbuchner: Es wird überhaupt nichts explodieren und gibt keinen Richtungsstreit wegen der Maske. Es gibt unterschiedliche Ansichten, die auch aus der wissenschaftlichen Diskussion vor über einem Jahr rühren, ob Masken etwas bringen. Wir sind nicht Indianer, die auf dem Trampelpfad dem Häuptling folgen und keine eigene Meinung haben.

Aber es geht nicht nur um die Maske. Manche wollen Hofer offenbar weghaben.

 Manfred Haimbuchner: Es wurde eine Person genannt, die nicht von weitreichender Bedeutung ist (Bundesratsmitglied Johannes Hübner stellte die Trennung von Hofer in den Raum, Anm.). Wir haben über 10.000 Parteimitglieder in Oberösterreich. Wenn Sie mir eine Person nennen von Gewicht, einen Delegierten, der eine andere Auffassung hat – wobei das auch alles erlaubt ist –, werde ich näher auf die Frage eingehen.

Sitzt Hofer also fest im Sattel?

Manfred Haimbuchner: Es gibt eine Entscheidung des Bundesparteitages. Norbert Hofer ist gewählter Bundesparteiobmann, so lange er das machen will.

Der Welser Bürgermeister Andreas Rabl sagte, dass man in den Parteigremien über die Kommunikation der Corona-Politik sprechen müsse – wohl ein Seitenhieb Richtung Kickl. Wurde diskutiert?

Manfred Haimbuchner: Vorschläge werden selbstverständlich diskutiert. Es ist Geschmackssache, wie etwas kommuniziert wird. Mir geht es darum, in der Sache zu diskutieren und zu kommunizieren, bei mir ist auch nicht jeden Tag Aschermittwoch. Klar ist aber auch, manchmal muss man lauter sein, um wahrgenommen zu werden. Es ist eine Gratwanderung.

Sie haben gesagt, Sie lassen sich daran messen, dass die FPÖ bei der Landtagswahl Zweiter bleibt und mindestens 20 Prozent erreicht. Treten Sie sonst zurück?

Manfred Haimbuchner: Ich werde diese beiden Ziele erreichen. Das Ergebnis wird besser sein, als sich manche erwarten.

Immer wieder wird kolportiert, dass Sie an die FP-Bundesspitze wechseln sollen. Garantieren Sie Ihren Wählern, im Land zu bleiben?

Manfred Haimbuchner: Ich habe immer mein Wort gehalten. Es gibt nichts Schöneres, als in Oberösterreich Politik zu gestalten. Ein starker oberösterreichischer Freiheitlicher wird in Wien mehr wahrgenommen als derzeit alle Landeshauptleute der ÖVP gemeinsam bei Herrn Kurz.

Das Interview erschien am 5. Mai in den Oberösterreichischen Nachrichten.