Wolfgang Klinger: „Ende der Koalition von langer Hand vorbereitet“

Knapp drei Jahre lang war der Gaspoltshofner FPÖ-Bürgermeister Wolfgang Klinger Nationalratsabgeordneter. Nach der Absetzung von Elmar Podgorschek wurde er Sicherheits-Landesrat. Zum Ende der Koalition lässt er im Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“ mit Vorwürfen aufhorchen.

Bei Ihrer Angelobung im Mai wirkten Sie nicht sehr fröhlich. Sind Sie so ungern nach Linz zurückgekommen?

Nein, das hatte mit der Gesamtsituation zu tun. Wenn man im Leben die Chance hat, in der ersten Verfassungsebene als Wirtschaftssprecher tätig zu sein und viel umsetzen zu können, dann tut es weh, wenn diese Zusammenarbeit mutwillig zerstört wird.

Wie freiwillig war der Wechsel?

Es geht nicht um Freiwilligkeit, sondern die Zeit zu überlegen war einfach zu kurz, damit auch Freude aufkommen konnte. Es ist natürlich eine Ehre, als Landesrat vorgeschlagen zu werden.

Was ging Ihnen in dieser turbulenten Zeit durch den Kopf?

Im Februar wurde während der Parlamentssitzung in unserer Fraktion bekannt, dass die Regierung geschmissen wird. Warum und wieso, wussten wir nicht. Ich bin darauf zu ÖVP-Klubobmann August Wöginger gegangen und habe ihn gefragt, was los ist und ob es ein Problem gebe. Seine Antwort: „Überhaupt nicht.“ Aber auch in der März-Sitzung äußerten viele meiner Fraktionskollegen die Sorge, die ÖVP hätte Bestrebungen, die Regierung aufzukündigen.

Und warum?

Haben wir nicht gewusst. Ich zumindest nicht. Und im Mai war dann das Ibiza-Video da.

Wollen Sie damit sagen, das Ende der Koalition war geplant?

Ich habe selber nicht glauben können, dass in eine so gute Zusammenarbeit etwas hineingetragen wird, das die Regierung sprengt. Ich habe natürlich meinen Klub über die Antwort von Wöginger informiert. Aber wirklich geglaubt hat den Beschwichtigungen niemand. Da war von langer Hand etwas vorbereitet. Ich finde es nur schade, wenn eine so gute Koalition aufgrund von Machtgelüsten aufgelöst wird. Jene, die das Heft des Handelns in der Hand hielten, haben hier nicht richtig reagiert.

Meinen Sie Sebastian Kurz?

Ich meine bewusst nicht eine Person, weil ich es nicht sagen kann. Wo waren die Treiber, die diese Regierung sprengen wollten? Das ist dem Machtstreben einzelner Politiker oder Machtapparate in politischen Kreisen geschuldet.

Was bedeutet das für eine mögliche Neuauflage der Koalition?

Es wurde extrem viel Porzellan zerschlagen. Aber ich bin guter Hoffnung, dass die vernünftigen Kräfte auf beiden Seiten wieder bereit sind, zusammenzuarbeiten. Ich sehe auch keine Alternativen.

Was halten Sie davon, dass HC Strache als FPÖ-Kandidat für die Wien-Wahl gehandelt wird?

Das müssen die Wiener entscheiden. Ich bin unter dem Gesichtspunkt nach Oberösterreich gegangen, dass hier weiter gut zusammengearbeitet werden kann.

Ist die Entscheidung über Ihre Nachfolge als Bürgermeister schon gefallen?

Nein. Ich bleibe mindestens bis zur Wahl im Amt. Wir haben die rechtlichen Voraussetzungen prüfen lassen, ich muss den Bürgermeister nicht zurücklegen. Auf mein Bürgermeistergehalt habe sich sofort verzichtet, die Gemeindeprüfungskompetenz – die ich ja als Landesrat habe – habe ich für Gaspoltshofen abgegeben und für nächstes Jahr eine Rechnungshofprüfung meiner Gemeinde in Auftrag gegeben. Zu meiner Nachfolge gibt es viele Möglichkeiten, die wir derzeit besprechen.

Was ist wahrscheinlicher, dass Sie nach 2021 noch Bürgermeister oder noch Landesrat sind?

Da ich nicht vorhabe, überhaupt bis 2021 Bürgermeister zu sein, ist die Antwort Landesrat. Ich werde mich dafür einsetzen, dass der dritte Landesrat für die FPÖ erhalten bleibt.

In Ihre Zuständigkeit fallen die Feuerwehren. Erst kürzlich wurde eine Entgelt-Fortzahlung im Einsatzfall beschlossen. Braucht es weitere Maßnahmen, um die geforderte Mannstärke sicherstellen zu können?

Wir müssen die Jugend entsprechend ausbilden. Aber es wird auch wichtig sein, dass öffentliche Körperschaften die Leute bereitstellen. In meiner Gemeinde ist ein Bauhof-Mitarbeiter bei der Feuerwehr und kann jederzeit dafür abgestellt werden. Ich kenne sogar Gemeinden, die nur noch Menschen einstellen, die auch bei der Feuerwehr sind.

Klingt nach einer Feuerwehrpflicht für öffentlich Bedienstete.

Nein, das muss man sich in jeder Gemeinde genau ansehen. Da sind die Voraussetzungen sehr unterschiedlich, auch was die Anzahl der Feuerwehren betrifft.